DCU-Sachsenliga debattiert Fortsetzungs-Varianten /
Vorstandsmitglied befürchtet Vereinssterben
Nordsachsen. Seit dem zweiten Lockdown sind die Kegelbahnen gesperrt, seit fast einem halben Jahr hatte Jörg Heinke keine Kugel in der Hand und bestritt keinen Wettkampf mehr mit dem PSV Telekom Oschatz in der DCU-Sachsenliga. „Wir haben wirksame Hygienekonzepte erstellt und gute Pläne in der Schublade, aber die Politik wischt das alles einfach weg und lässt dem Amateursport keine Chance. Wir sind den Pandemie-Bestimmungen ausgeliefert und sehen immer noch kein Licht am Ende des Tunnels“, sagt der 51-Jährige.
Und da die Inzidenzzahlen in Nordsachsen wohl in absehbarer Zeit kaum dauerhaft unter 100 sinken werden, hat sich Jörg Heinke vom Gedanken verabschiedet, bald wieder mit dem Training in der Halle beginnen zu können. „Natürlich ist das frustrierend, aber wir geben nicht auf und haben die Saison auch noch nicht für beendet erklärt.“
Der Oschatzer ist Vorstandsmitglied der DCU („Deutsche Classic-Kegler Union“) im Freistaat. Die DCU-Sachsenliga konnte im Herbst noch fünf Spieltage absolvieren, zu den acht Vereinen gehören aus Nordsachsen Spitzenreiter KSV Bad Düben, der Tabellenfünfte PSV Telekom und der Sechste Radefelder SV. „Die Saison läuft bis Ende Juli, und wir wollen den Vereinen Wettkampfmöglichkeiten anbieten, wenn die Bestimmungen endlich gelockert werden“, erklärt Jörg Heinke, „dabei können wir uns vieles vorstellen: Die Beendigung der Vorrunde, anschließende Playoffs oder auch Pokalrunden. Aber derzeit ist das wie der Blick in eine Glaskugel. Wir wissen nicht, was wann möglich sein wird und werden uns rechtzeitig mit den Vereinen kurzschließen, was gewünscht wird.“
Lösung wie im Vorjahr noch machbar
Auch eine Lösung wie im Vorjahr sei noch machbar. Damals hatte die DCU-Sachsenliga ihren Spielbetrieb im März 2020 unterbrochen, die Saison aber von Mai bis Juli noch beenden und mit Eska Chemnitz auch einen Aufsteiger in die Mittel-deutsche Oberliga ermitteln können. Die Oschatzer landeten auf dem letzten Tabellenplatz, starteten aber mit zwei Siegen überraschend gut in die neue Spielzeit und haben sich nun im Mittelfeld etabliert.
Jörg Heinke ist seit seinem elften Lebensjahr begeisterter Kegler und nun schon seit vier Jahrzehnten dabei. Der gebürtige Altenburger spielte vor der Wende auch bei Post Leipzig in der DDR-Oberliga und erkämpfte bei der DDR-Juniorenmeisterschaft im Einzel den achten Platz. Nach Oschatz sei er 1992 „durch die Liebe“ gekommen, im nahen Gaunitz betreibt er seit langem ein Küchenstudio und hat mit seinen vier Mitarbeitern bisher auch die Corona-Krise beruflich gut gemeistert.
Mischung aus Koordination, Kondition und Kraft
Am Kegeln fasziniert den stellvertretenden Kegel-Abteilungsleiter des PSV Telekom bis heute neben der Mischung aus Koordination, Kondition und Kraft die Geselligkeit des Mannschaftssports. Er spielt nicht nur bei den Männern mit, sondern auch im Seniorenteam der Oschatzer, das in der vergangenen Saison erst am letzten Spieltag den Aufstieg in die Sachsenliga verpasste und auch diesmal als Spitzenreiter eine glänzende Ausgangsposition besaß, bevor es durch Corona ausgebremst wurde. Denn der Deutsche Classic Keglerbund (DKBC) hat im Gegensatz zum Konkurrenzverband DCU seine Saison bereits abgebrochen.
Bis zum Sommer wieder in die Gänge kommen
Die DCU aber will weitermachen. „Uns fehlt der Sport, wir vermissen vor allem die sozialen Kontakte sehr und wollen unbedingt bis zum Sommer noch etwas auf die Beine stellen und wieder in die Gänge kommen“, meint Jörg Heinke, der sich momentan durch Joggen fit hält, sein geliebtes Hobby Kegeln aber nicht mehr lange missen möchte. Das faktische Verbot des Amateursports durch die Politik berge auf Dauer die Gefahr von Mitgliederschwund und Vereinssterben. „Ich halte das für gesellschaftlich gefährlich und sehe darin sozialen Sprengstoff.“
Quellenangabe: Oschatzer Allgemeine Zeitung vom 20.03.2021, Seite 20